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Andreas Irtel © 2012 • Impressum
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    Andreas Irtel - Maler

    ... wurde 1982 geboren und begann schon früh, sich für Malerei und Zeichnung zu begeistern. Nach dem Abitur folgten allerdings erst einmal verschiedene "Studienversuche" in geisteswissenschaftlicher Richtung:

    Zwischen 2003 Religionswissenschaft, 2004 Theologie und schließlich, mit etwas Verzögerung, 2009 Philosophie. In gewissem Sinn war das der theoretische Unterbau für die Themen seiner Malerei, auch wenn keines der Studien zu Ende gebracht wurde. Die Ideenwelten interessierten und beschäftigten ihn dennoch, gerade die christlichen Bilder und Symbole mit der unterschwelligen Kraft, die sie auch in einer scheinbar säkularen Welt noch haben. Als Kernthema kristallisierte sich bald die Frage heraus, wie sich ihre allgemeine, archetypische Bedeutungsgewalt auf das individuelle Leben des einzelnen Menschen herunterbrechen lässt.

    Unweigerlich kommt man auf diesem Weg in Kontakt mit den mystischen Strömungen der Religion, nachdem Mystik der wohl intimste und individuellste Ausdruck religiöser Erfahrung ist. Erfahrungen, die häufig offenbar nur mehr in der christlichen Terminologie ausgedrückt wurden, von deren theologischen Dogmen aber weit, weit entfernt waren.

    Aber die Mystik ist ein extrem. Daneben stellt sich die Frage, wie die Bilder der Religion die emotionale Erfahrungswelt eines Menschen ausdrücken können, der mit ihnen und in ihnen groß geworden ist und dem sie sich daher unweigerlich zu diesem Zweck anbieten. Am Ende die etwas dreiste Frage: gibt es, nachdem man das "Tal" der Individualität durchschritten hat, auf der anderen Seite dann vielleicht tatsächlich so etwas wie "Wahrheit", irgendetwas allgemeineres, umfassenderes, das Individuelle wieder transzendierendes...?

  • AUSSTELLUNGEN

    2011 "Galerie im ehemaligen "**********" Wasserburg

    Die Gemälde von Andreas Irtel sind sperrig. Sie passen so gar nicht in eine Welt, in der rasches, erfolgsorientiertes und effektives Handeln angesagt ist. Die Auseinandersetzung mit christlichen Werten und Normen wirkt wohl für manchen anachronistisch im Zeitalter der Beschleunigung.
    Dennoch glaubt er an die Macht der im Bewusstsein verankerten christlichen Zeichen von denen "[…]wir alle hier in Europa geprägt sind. Da ist das Kreuz, als umfassendes Symbol des Leidens, das aber zugleich Hoffnung, Erlösung, Erneuerung symbolisiert, da ist der Gekreuzigte als Archetyp des (unschuldig) Leidenden, der zugleich für Gott selbst steht. Egal wie finster das Bild scheinen mag, auch ein schwarzes Kreuz behält neben dem dunklen immer auch den lichten Pol, die Erlösung."

    Diese Ambivalenz ist es, die seine Bilder ausmacht…
    Glaube und Zweifel in einem… Aber ist dies wirklich ein Gegensatz oder vielleicht eine uralte Quelle der Kunst?
    Die Entscheidung des Zweifelnden sich von gewohnten und vertrauten Mustern zu entfernen beruht doch darauf, dass er etwas als zu gering befindet als dass er es beibehält.
    Zweifel bedeutet die Bereitschaft zur Arbeit der Neuorientierung. Wodurch sollte der Wunsch nach Neuorientierung entstehen wenn nicht durch die Hoffnung, dass etwas unbekanntes Größeres existiert.

    (Eduard Gloner)

    2007 "Der andere Blick"

    "Galerie Wasserscheune" Erbsen bei Göttingen

    Die Bilder von Andreas Irtel sind von einer tiefen Symbolik, die durch die Bildsprache mittelalterlicher Religiosität geprägt ist. Er greift auf Mystiker wie Meister Eckehart und Johannes vom Kreuz zurück, ihre Schriften geben ihm Inspiration zu tief religiösen Bildern, die auch seine Auseinandersetzung mit theologischen Fragestellungen widerspiegeln.

    Mit seinen provozierenden Bildern will er den Betrachter in die Auseinandersetzung einbeziehen. Andreas Irtel geht es in seinen Bildern nicht um eine harmonische bildhafte Darstellung, sondern um die Vermittlung der Zerrissenheit in existentiellen Fragen.

    Der mittelalterlichen Mystik ging es um die Erfahrung der innigsten Verbundenheit mit Gott. Johannes vom Kreuz spricht von der Schau Gottes.

    Er beschreibt den Weg zur Schau Gottes in seiner apokalyptischen Sprache als das Durchschreiten einer dunklen Nacht. Geprägt ist dieser Weg der Reinigung durch Szenen der Hoffnungslosigkeit, der Verlassenheit, des Ausgeliefertseins, der seelischen und körperlichen Qualen. Erträglich wird diese Tortur nur durch die immer wieder aufblitzende Gnade Gottes. Hier stellt sich die existentiellste aller Fragen: Steht am Ende des Leidens die Sinn gebende Erlösung durch die Liebe Gottes oder die ewige Verdammnis?

    Zitat von Prof. Dr. Beate Birkigt-Quentin:

    Unter Andreas Irtels Werken sind keine harmonisierenden schönen Bilder im traditionellen Sinne zu finden. Er arbeitet zwar mit traditionellen oft religiös verankerten Motiven, löst sich jedoch von allem, was Harmonie bedeutet. Wie Erhart Schröter einmal sagte: Auch Disharmonie kann die Aussage eine Bildes sein. Andreas Irtel geht jedoch weiter: Die Disharmonie wird zur Provokation, zur Infragestellung des Seins, der Betrachter wird in die Auseinandersetzung einbezogen. Er wird mit schmerzhaften existenziellen Fragestellungen bombardiert, konfrontiert, kann sich dem nicht entziehen. Seinsfragen stehen im Vordergrund.

  • KONTAKT

    Andreas Irtel

    E-Mail: itzman@gmx.de

  • PREDIGT

    Meister Eckhart

    Predigt Q 52 "Beati pauperes spiritu"

    Die Seligkeit tat den Mund für die Weisheit auf und sprach:`Selig sind die vom Geiste her Armen, denn das Himmelreich gehört ihnen`[Mt 5,3]. Alle Engel und alle Heiligen und alles, was je geboren wurde, das muß schweigen, wenn die Weisheit des Vaters spricht; denn alle Weisheit der Engel und aller Kreaturen ist eine reine Torheit vor der unergründlichen Weisheit Gottes. Diese hat gesprochen, daß die Armen selig sind. Nun gibt es zweierlei Armut: eine äußere Armut, die ist gut und sehr zu loben bei einem Menschen, der es freiwillig aus Liebe zu unserem Herrn Jesus Christus tut, weil der selber auf der Erde Arm war. Von dieser Armut will ich nun nicht weiter sprechen. Vielmehr gibt es noch eine zweite Armut, eine innere Armut, auf die das Wort unseres Herrn zu beziehen ist, wenn er spricht:`Selig sind die vom Geiste her Armen`.

    Nun bitte ich euch, daß ihr so seid, daß ihr diese Worte versteht; denn ich sage euch: Bei der ewigen Wahrheit, wenn ihr nicht dieser Wahrheit gleicht, von der wir nun sprechen wollen, dann könnt ihr mich nicht verstehen. Ihr habt mich gefragt, was Armut an sich und was ein armer Mensch sei. Hierauf will ich antworten. Bischof Albrecht sagt, daß der ein armer Mensch sei, der nicht sein Genügen hat an allen Dingen, die Gott jemals schuf. Und das ist gut gesagt. Aber wir erklären es noch besser und fassen die Armut in einem höheren Sinne auf: Der ist ein armer Mensch, der nichts will, nichts weiß und nichts hat. Von diesen drei Punkten will ich nun reden, und ich bitte euch um der Liebe zu Gott willen, daß ihr diese Wahrheit verstehen mögt, wenn ihr könnt. Versteht ihr sie aber nicht, dann sorgt euch nicht darüber, denn ich werde von einer so gearteten Wahrheit sprechen, daß nur wenige ausgezeichnete Menschen sie verstehen werden.

    Erstens sagen wir, daß der ein armer Mensch sei, der nichts will. Diese Deutung verstehen viele Menschen nicht recht. Das sind Leute, die sich an Buße und äußere Akese halten und das als ihr Eigenstes betrachten: Dinge, die diese Menschen als bedeutend erachten. Darüber möge sich Gott erbarmen, daß die Menschen so wenig von der göttlichen Wahrheit verstehen! Diese Menschen heißen, was ihr äußeres Erscheinungsbild angeht, heilig, aber innen sind sie Esel, weil sie die Bestimmung der göttlichen Wahrheit nicht verstehen. Diese Leute sagen, es sei ein armer Mensch, der nichts will. Das führen sie so aus: daß der Mensch so leben soll, daß er nie mehr in irgendeiner Angelegenheit seinen Willen vollführe; sondern daß er ständig darauf aus sein soll, wie er erfüllen könne, was Gott am allerliebsten wolle. Diese Menschen tun gut daran, denn sie meinen das Richtige, dafür wollen wir sie loben. Gott möge ihnen in seiner Barmherzigkeit das Himmelreich schenken. Aber ich sage - bei der göttlichen Wahrheit! -, daß diese Leute weder arme Menschen sind noch armen Menschen gleichen. Sie werden in den Augen derjenigen Menschen, die nichts Besseres kennen, hoch geachtete. Aber ich sage: Sie sind Esel, die die Wahrheit nicht verstehen. Weil sie das Richtige meinen, mögen sie das Himmelreich besitzen; aber von der Armut, von der wir jetzt sprechen wollen, wissen sie nichts.

    Wer mich nun fragte, was denn ein ein armer Mensch sei, der nichts will, dem würde ich darauf antworten und ihm sagen: Solange der Mensch daran festhält zu wollen, indem er den allerliebsten Willen Gottes erfüllen will, hat dieser Mensch nicht die Armut, von der wir sprechen wollen. Denn dieser Mensch hat einen Willen, mit dem er dem Willen Gottes Genüge tun will, und das ist nicht die rechte Armut. Denn wenn der Mensch wahrhaftig arm sein soll, so soll er so entblößt von seinem geschaffenen Willen dastehn, wie er tat, als er nicht war. Denn ich versichere euch bei der ewigen Wahrheit: Solange ihr einen Willen habt (den Willen Gottes zu erfüllen) und begehrt (die Ewigkeit und Gott), solange seid ihr nicht arm, denn der ist ein armer Mensch, der nichts will und nichts begehrt.

    Als ich in meiner ersten Ursache bestand, da hatte ich keinen Gott, und da war ich Ursache meiner selbst; da wollte ich nicht, da begehrte ich nicht, sondern ich war ein freies Sein und erkannte mich selbst, indem ich mit der Wahrheit umging. Da wollte ich mich selbst und wollte kein anderes Ding; was ich wollte, das war ich, und was ich war, das wollte ich, und dort stand ich frei von Gott und von allen Dingen da. Aber als ich aus meinem freien Willen hervorging und mein geschaffenes Sein empfing, da hatte ich einen Gott. Denn ehe die Geschöpfe waren, war Gott nicht Gott, sondern er war, der er war. Aber als die Geschöpfe wurden und ihr geschaffenes Sein empfingen, da war Gott nicht in sich selbst Gott, sondern er war Gott in den Geschöpfen. Nun behaupten wir, dass Gott, insofern er Gott ist, nicht das ausgemachte Ziel der Schöpfung ist; ebenso großen Reichtum besitzt die geringste Kreatur in Gott. Und wenn es so wäre, daß eine Fliege Vernunft hätte und den ewigen Abgrund des göttlichesn Seins, aus dem sie gekommen ist, auf vernunftgemäße Weise suchen könnte, dann würden wir dafürhalten, daß Gott mit allem, das er als Gott ist, die Fliege nicht erfüllen und ihr nicht genügen könne. Darum bitten wir Gott, daß wir frei werden von Gott und daß wir die Wahrheit erfassen und mit der Ewigkeit umgehen, wo die obersten Engel und die Fliege und die Seele gleich sind in demselben, als das ich bestand und worin ich wollte, was ich war, und war, was ich wollte. Also sagen wir: Wenn der Mensch arm sein soll in Hinsicht auf den Willen, dann muß er so wenig wollen und begehren, wie er wollte und begehrte, als er nicht war. Und auf diese Weise ist der Mensch arm, der nichts will.

    Zum zweiten ist der ein armer Mensch, der nichts weiß. Wir haben einmal gesagt, daß der Mensch so leben sollte, daß er weder für sich selbst noch für die Wahrheit, noch für Gott lebte. Aber nun lehren wir anders und wollen vielmehr sagen: Der Mensch, der diese Armut besitzen will, soll so leben, daß er nichts davon weiß, daß er in einer bestimmten Weise leben solle: weder für sich selbst noch für die Wahrheit, noch für Gott. Er soll vielmehr von allem Wissen frei dastehn, so daß er nicht wisse, nicht erkenne und nicht empfinde, daß Gott in ihm lebt; mehr noch: Er soll frei sein von jeder Erkenntnis, die in ihm lebt. Denn als der Mensch in der ewigen Weise Gottes bestand, da lebte in ihm nichts anderes, sondern was da lebte, das war er selber. Also sagen wir, daß der Mensch von seinem eigenen Wissen so frei dastehen soll, wie er es tat, als er nicht war; und daß er Gott tun lassen soll, was Gott will. Der Mensch aber bleibe davon frei.

    Alles, was je von Gott kam, ist in reines Tun verwandelt. Nun ist das eigentümliche Tun des Menschen Lieben und Erkennen. Nun erhebt sich die Frage, wovon die Seligkeit am meisten abhängt. Einige Lehrer haben gesagt, daß sie von der Liebe abhänge, andere sagen, sie hänge von Erkenntnis und Liebe ab, und die lehren das Zutreffendere. Aber wir lehren, daß sie weder von der Erkenntnis noch von der Liebe abhänge. Vielmehr gibt es Eines in der Seele, aus dem Erkennen und Lieben fließen; das erkennt selber nicht und liebt nicht wie die Seelenkräfte. Wer das erkennt, der erkennt, wovon die Seligkeit abhängt. Dieses Eine hat weder Vor noch Nach, und es steht nicht in Erwartung eines Künftigen, denn es kann weder gewinnen noch verlieren.Darum ist es des Bewußtseins beraubt, Gott wirke in ihm; ist es vielmehr selbst dasjenige, das, wie Gott es tut, mit sich selbst umgeht. Also lehren wir, daß der Mensch gelöst und frei dastehen solle, so daß er sich weder bewußt sei noch erkenne, daß Gott in ihm wirkt; dann kann der Mensch die Armut besitzen.

    Die Gelehrten sagen, Gott sei ein Sein und ein vernünftiges Sein und erkenne alle Dinge. Dagegen lehre ich: Gott ist weder Sein noch vernünftiges Sein, und er erkennt weder dies noch das. Darum ist Gott frei von allem, und darum ist er alles. Wer nun vom Geiste her arm sein soll, der muß völlig verarmt sein an eigenem Wissen, so daß er sich keiner Sache bewußt ist: weder Gottes noch der Schöpfung, noch seiner selbst. Deshalb ist es notwendig, daß der Mensch sich darauf einstellt, daß er sich der Werke Gottes nicht bewußt werden und sie nicht erkennen kann. Auf diese Weise kann der Mensch arm an Eigenwissen sein.

    Drittens ist der ein armer Mensch, der nichts hat. Viele Leute haben gelehrt, die Vollendung sei, nichts mehr von den leiblichen Dingen auf der Erde zu haben, und das ist in bestimmtem Sinne ganz richtig, nämlich wenn es jemand mit Willen tut. Aber das ist nicht der Sinn, den ich meine. Ich habe vorhin gesagt, es sei der ein armer Mensch, der den Willen Gottes nicht erfüllen wolle, sondern so lebe, daß er ebenso frei sei von seinem Eigenwillen wie vom Willen Gottes, so wie er war, als er nicht war. Von dieser Armut sagen wir: Das ist die höchste Armut. Als zweiten Punkt hatten wir gesagt, derjenige sei ein armer Mensch, der sich der Werke Gottes innerlich nicht bewußt sei. Wer sich vom Bewußtsein und der Erkenntnis so frei hält, wie Gott von allen Dingen frei ist - das ist die strahlendste Armut. Aber das dritte, das ist die tiefste Armut, von der wir nun sprechen werden: sie besteht darin, daß der Mensch nichts hat.

    Nun paßt genau auf und nehmt das ernst! Ich habe soundso oft gesagt, und auch ein großer Lehrer sagt das: Der Mensch solle von allen Dingen und allen Taten frei sein, sowohl innerlich wie äußerlich, so daß er Gottes eigene Stätte sein könne, in der Gott wirken könne. Jetzt behaupten wir anderes. Falls der Mensch von allem Kreatürlichen und von Gott und von sich selbst frei dasteht, und wenn nur noch das in ihm ist, worin Gott die Stätte findet, in ihm zu wirken, dann urteilen wir: Solange das in dem Menschn ist, solange ist der Mensch nicht arm in der tiefsten Armut. Denn Gott geht in seinen Taten nicht davon aus, daß der Mensch in sich eine Stätte habe, in der Gott wirken könne; sondern das ist Armut des Geistes, daß er so frei von Gott und allem seinem Wirken dasteht, daß Gott, wenn er in der Seele wirken will, selber die Stätte sei, in der er wirken will - und das tut er gern. Denn wenn er den Menschen so arm findet, dann nimmt Gott sein eigenes Wirken auf, und indem Gott in sich selbst wirkt, ist er eine eigene Stätte für seine Werke. Hier, in dieser Armut, erreicht der Mensch das ewige Sein, das er war, das er im Augenblick ist und das er für immer bleiben soll.

    Eines ist unklar. Der heilige Paulus sagt:`Alles, was ich bin, bin ich durch die Gnade Gottes`[I Cor 15,10]. Nun wirft diese Predigt Strahlen über die Gnade Gottes hinaus, über das Sein, über die Erkenntnis, über den Willen und über alle Begierde - wie kann dennoch das Wort des heiligen Paulus wahr sein? Darauf antwortet man so, daß die Worte des Paulus wahr bleiben: daß die Gnade Gottes in ihm war, das war notwendig; denn die Gnade Gottes bewirkte an ihm, daß das Zufällige das wesentliche Sein vollendete. Als die Gnade geendet und ihr Werk vollbracht hatte, blieb Paulus danach, was er war.

    Also sagen wir, daß der Mensch so arm sein solle, daß er eine Stätte, in der Gott wirken kann, weder sei noch habe. Wo der Mensch einen Ort behält, behält er eine Unterscheidung. Darum bitte ich Gott, daß er mich von Gott frei machen möge, denn mein Sein dem Wesenskern nach ist oberhalb von Gott, sobald wir Gott den Anfang der Schöpfung nennen. Denn in demjenigen Sein Gottes, in dem Gott über dem Sein und über jeder Differenz ist, da war ich ich selbst, da wollte ich mich selbst und beschloß, mich selbst zu diesem Menschen zu machen. Darum bin ich meine eigene Ursache, was mein Sein angeht - das ewig ist-, aber nicht, was mein Werden angeht, das zeitlich ist. Und darum bin ich geboren, und nach der Weise meiner Geburt bin ich sterblich. In meiner ungeborenen Seinsweise bin ich ewig gewesen, bin ich jetzt und werde ich ewig bleiben. Was ich aber bin, weil ich geboren wurde, das wird sterben und zunichte werden, denn es ist der Zeit unterworfen. Darum muß es mit der Zeit verderben.

    Als ich gebar und geboren wurde, wurden alle Dinge geboren, und ich war die Ursache meiner selbst und aller Dinge; und wenn ich gewollt hätte, wäre ich nicht da, ebensowenig wie alle Dinge; und wäre ich nicht da, dann wäre auch Gott nicht da. Daß Gott ist, dafür bin ich die Ursache; wäre ich nicht, dann wäre Gott nicht Gott. Sich dessen bewußt zu sein ist nicht notwendig.

    Ein großer Lehrer sagt, daß sich zu durchbrechen edler sei als sich zu verströmen, und das stimmt. Als ich aus Gott ausströmte, da sprachen alle Dinge: Gott ist. Und das kann mich nicht selig machen, denn darin bekenne ich mich als geschaffen. Vielmehr bin ich in dem Durchbrechen, in dem ich frei von meinem eigenen Willen im Willen Gottes stehe und frei vom Willen nach Gott und allen seinen Werken und von Gott selbst, über allem Geschaffenen, und ich bin weder Gott noch Geschöpf, sondern ich bin, was ich war und was ich bleiben werde jetzt und für immer. Da empfange ich eine Prägung, die mich über alle Engek stellt. Mit dieser Prägung empfange ich solchen Reichtum, daß mir Gott insofern, als er Gott ist, und in allem seinem göttlichen Wirken nicht genügen kann; denn ich empfange in diesem Durchbruch, daß Gott und ich eins sind. Da bin ich, was ich war, und da werde ich weder weniger noch mehr, denn da bin ich eine unbewegliche Ursache, die alle Dinge bewegt. Genau an diesem Punkt findet Gott keine Stätte mehr im Menschen, denn der Mensch erlangt mit dieser Armut, was er ewig gewesen ist und was er für immer bleiben wird. Genau an diesem Punkt ist Gott eines im Geist, und das ist die tiefste Armut, die man finden kann.

    Wer dies nicht versteht, der möge sein Herz nicht damit beschweren. Denn solange der Mensch dieser Wahrheit nicht gleicht, solange wird er diese Predigt nicht verstehen. Denn es ist eine unverdeckte Wahrheit, die ohne Vermittlung aus dem Herzen Gottes gekommen ist. Daß wir so leben, daß wir es in der Ewigkeit verstehen, dazu helfe uns Gott. Amen.

  • Impressum

    Angaben gemäß § 5 TMG:

    Andreas Irtel
    Weberzipfel 14
    83512 Wasserburg

    E-Mail: itzman@gmx.de


    Quellenangaben für die verwendeten Bilder & Reproduktionen:

    www.ars24studio.com
    (Fotos by Chris Janik)

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  • heimsuchung des gläubigen und errettung durch den erzengel michael, Acryl auf Leinwand, 100 x 145, 2007

    heimsuchung des gläubigen und errettung durch den erzengel michael,
    Acryl auf Leinwand, 100 x 145, 2007

    "Im Himmel entbrannte ein Kampf; Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel kämpften, aber sie konnten sich nicht halten, und sie verloren ihren Platz im Himmel.

    Er wurde gestürzt, der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satanas heißt und die ganze Welt verführt; der Drache wurde auf die Erde gestürzt, und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen." (Offb. 12,7)

    Bricht man diesen epischen Schlusskampf auf das Ringen eines Menschen mit seinem Leben herunter: dann kann der Engel den Sieg des Glaubens bedeuten- im Sinne einer Hinwendung zu Fanatismus und Ausschließlichkeit. So scheint oftmals eine Überzeugung nur durch "Dämonisierung" ihres Gegenteils existieren zu können. Der leere Blick desjenigen "Gläubigen", der sich an seinen Glauben wie ein Ertrinkender klammert, ohne je rechts oder links davon noch etwas wahrzunehmen. Wenn Glaube zum Wahn wird, kann er zu einer großen Gefahr werden, für den Wahnhaften selbst wie für die Welt um ihn. Schließlich hat auch die Kirche im Namen des Kreuzes und mit dem Schwert in der Hand unzählige Seelen vor der Verdammnis "gerettet".

    Aber auch hier eine andere Seite: Wieder das Kreuz, das immer auch Symbol für Hoffnung und Erlösung ist und schließlich der Erzengel selbst, über den andere Quellen, z.B. das apokryphe Buch Henoch schreiben: "Der erste ist der barmherzige, der geduldige, der heilige Michael."

  • nacktheit, Öl & Acryl auf Leinwand, 100 x 120, 2007

    nacktheit,
    Öl & Acryl auf Leinwand, 100 x 120, 2007

    Nackt sein bedeutet ungeschützt sein, bedeutet angreifbar sein. Das Leben ist am Ende vor allem eines: der Weg hin zum Ende, die Vorbereitung auf das, was unausweichlich ist: den Tod. Niemand kann etwas über ihn sagen, jedes Wort bleibt Mutmaßung. Niemand hat je über diese Grenze hinausgeblickt.

    Das Leben ist in ständiger Gefahr, es ist Unsicherheit. Der Versuch, sich Sicherheit und Klarheit zu verschaffen, resultiert in den verschiedensten Bemühungen der Menschen aller Epochen, ist Motor größter Schaffenskraft. Doch auch die unsterblichsten Monumente, geistig oder materiell, ändern nichts am Ende ihrer Schöpfer. Der Geist wähnt sich gern als über dem Körper stehend, als in ihm gefangen.

    Es stellt sich die Frage: Hat der Mensch einen Körper oder ist er ein Körper. Zumindest straft der Körper die geistigen Höhenflüge gerne Lügen, indem er schlicht, banal und mit gewisser, materieller Grobheit seine Bedürfnisse anmeldet und im Notfall durchsetzt. Und dem Geist am Ende einen letzten Streich spielt und einfach vergeht: der Geist, der Edle und Hohe, vergeht jämmerlich mit ihm. In gewissem Sinne große Tragik: Fleisch, Blut, Exkremente.

  • ausweglosigkeit,
    Acryl & Öl auf Leinwand, 100 x 120, 2007

    Der Mönch als Archetyp für die religiöse Suche. Rot assoziiert mit Liebe wie Aggression. Glaube, Liebe, Hoffnung. Das monastische Leben als Sinnbild der Sehnsucht nach Struktur. Der Einbruch des Fleischlichen. Kann der Glaube zum Leben führen oder unterdrückt er es vielmehr? Die Frau im Bild ist keine Frau. Sie ist - spärlich verhüllt - das Spiegelbild des Verhüllten: verhüllt aber ist das Begehren als Ausdruck des Lebens. Die Spannung bleibt unauflösbar. Zumindest scheinbar.

    Es ist ein Bild der Trennung, ein erstarrtes Bild. Jede Bewegung brächte Lebendigkeit, die hier, im Strömen des Blutes, als vergeudete Möglichkeit entschwindet. Wie verhält es sich für den, der Gott (als Sinnbild von "Wahrheit") sucht: " Du sollst ihn suchen, auf dass du ihn nirgends findest. Suchst du nicht, so findest du ihn."

  • das gewand des büßers (selbstbild),
    Acryl auf Leinwand, 100 x 120, 2008

    Schuld, Sünde sind zentrale Punkte im katholischen Glauben, ja, im Christentum überhaupt. Aber schuld woran? Worin besteht die Sünde? Am Ende in der bloßen Existenz, in Form einer Erbsünde? Wie wirkmächtig sind diese Gedanken noch heute, im Untergrund unserer Psyche? Haben wir uns tatsächlich mehrheitlich von einem solchen Denken emanzipiert? Oder stecken wir mitten im Emanzipationskampf?

    Und auch hier stellt sich die Frage nach so etwas wie "Wahrheit". Denn die aufgeklärte, moderne Sicht auf die Welt, wie sie dem "gesunden Menschenverstand" und dem Glauben an die Wissenschaft entspringt – hat sie am Ende mehr "Wahrheitsberechtigung" als das Weltbild des streng Religiösen? Wäre nicht jeder klug, der zweifelt?

  • kreuzigung l,
    Acryl auf Leinwand, 70 x 90, 2006

    Entpersonalisierte Kreuzigung. Kreuz und Kreuzigung werden beinahe unweigerlich als Kreuz und Kreuzigung Jesu verstanden. Spätestens seit dem Leben des Brian wissen wir aber, dass die Römer so einige Kreuzigungen vorgenommen haben.

    Einfach eine Strafe, kein symbolträchtiger Tod zur Errettung der Menschheit. Ein anonymer Gekreuzigter für viele, in einem Moment, als der Balken, an dem er hängt, noch nicht mit seiner späteren Bedeutungsgewalt aufgeladen war. Ein Verbrecher, den man, gebunden an sein Kreuz, in der Hitze Palästinas zugrunde gehen lässt. Kein Wort von Erlösung. Man muss nicht in allem mehr sehen.

  • kreuzigung ll,
    Acryl auf Leinwand, 100 x 120, 2007

    Das Gegenteil, die personalisierte Kreuzigung, eigentlich ein Selbstbild. Ein schwarzer Vogel für den Tod. Die Schreienden klagen nicht wegen eines Anderen, ein jeder klagt und leidet für sich. Wenn man nun doch wieder den Querverweis zieht: Auch Jesus schrie am Ende: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

    Blasphemisch gefragt: Ist das nicht mit eine der glaubwürdigsten Textzeilen des ganzen Neuen Testamentes, eine derjenigen, bei denen man sich vorstellen kann, dass es tatsächlich so war? Wenn man nur dieses Textfragment als Ende nimmt und die Geschichte von der Auferstehung einfach außen vor lässt: Dann wird aus der Guten Nachricht des Neuen Testaments ein recht hoffnungsloser Text mit dem Gegenteil eines Happy Ends.

    Das Happy End ist und bleibt eine Angelegenheit des Glaubens. Wenn man dazu in der Lage ist.

  • kreuzigung lll,
    Acryl auf Leinwand, ca. 105 x 200, 2007

    Denn was dem Gesetz unmöglich war, weil es durch das Fleisch geschwächt war, das tat Gott: Er sandte seinen Sohn in der Gestalt des sündigen Fleisches und um der Sünde willen und verdammte die Sünde im Fleisch" (Röm. 8,3)

    Der Mensch reduziert auf das Körperliche. Der Körper als das Verwurzeltsein in der Welt. Als Opfer von Krankheit, Vergänglichkeit, Tod - von Leiden. Stirbt der Körper, stirbt der Geist? In den meisten Glaubensformen finden sich Vorstellungen und Ideen, die über dieses "irdische" Leben hinausgehen. Sie gehen bis hin zum Energiererhaltungssatz der Physik, in den auch der wissenschaftsgläubige Mensch einen Hauch Jenseitshoffnung projizieren kann.

    Es muss kein Kreuz sein, an dem der Körper hängt. In seiner Fleischlichkeit aufgespannt, zum Zerreißen, zwischen "niederem" Trieb und hoher Geistigkeit, zwischen funktionaler Lebendigkeit und zunehmender Fehlfunktionalität bis hin zum Tod. Der Körper als eine Masse Fleisch, getragen von einem Gerüst aus Knochen, angetrieben von einem Herzen, in dem man so gerne so viel mehr sähe, als eine Pumpe mit begrenzter Lebensdauer. Kreuzigung des Fleisches. Der Körper ist immer auch eine Quelle der Angst vor dem Tod.

  • Gnade,
    öl auf Leinwand, 100 x 120, 2006

    Vor 25.000 Jahren entstand die kleine Figurine, die heute "Venus von Willendorf" heißt. Muttergöttin? Fruchtbarkeitssymbol? Hinweis auf matriarchale Strukturen in der frühen Gesellschaft?

    Die christlich-katholisch geprägte Ablehnung des Leibes und seiner Bedürfnisse hat seit Alters her vor allem die Frauen getroffen. Während man den Männern allein höhere geistige Erkenntnisfähigkeit zuschrieb, sah man die Frauen als getrieben von ihrem schwachen Fleisch, als Gefahr gar, die die Männer zum Niederen verführt.

    Franzsikus nannte seinen Körper "Esel" und die wunderbaren Früchte, die Selbstzucht und Kasteiung bis hin zur Selbstgeißelung trieben, zeigen doch, wie sehr man diesen Körper verurteilte. Bittet also der, der um christliche Gnade bittet, zugleich darum, von seiner lasterhaften Körperlichkeit erlöst zu werden?

    In seinem verzweifelten Versuch, sich selbst Halt und Orientierung zu geben, ist der Mensch gerne bereit, große Teile seiner selbst zu verleugnen. Die Gegenbewegung müsste heißen, mit Widersprüchen zu leben, die sich vielleicht niemals auflösen lassen. Den ständigen Kampf zwischen Körper und Geist kennen nicht nur Katholizismus oder Christentum. Man findet diese Fragen überall auf der Welt.

    Doch welchen Sinn hat es, den Körper als das Niedere, den Geist als das Höhere einzustufen? Gäbe es etwas wie "Gnade", müsste sie sich nicht auf den ganzen Menschen beziehen? Prüfet alles, das Gute behaltet. Das wiederum hat Paulus geschrieben.

  • resignation,
    Acryl auf Leinwand, 70 x 100, 2006

    Das Christentum sieht als Ideal des Lebensweges eines Gläubigen, sein Kreuz auf sich zu nehmen und in Demut zu tragen. Da Gott es ist, der den Menschen auf seinem Weg führt und da Gott Liebe ist, muss auch eventuelles Leid letztendlich als Ausdruck seiner Liebe verstanden werden. Der Leidende, der sich also gegen sein Leid sträubt, weist in diesem Sinne Gottes Liebe zurück, lehnt sich gegen Gott auf, wird sündig. Er hätte noch für seine Verzweiflung um Vergebung zu bitten. Man fragt sich: Ist der Glaube dann Stütze, Hilfe oder vielmehr zusätzliche Last?

    Resignatio hat im christlichen Schrifttum aber noch eine andere Bedeutung als niedergedrücktes Aufgeben, es entspricht eher einer Haltung der Gelassenheit. Wie beim Symbol des Kreuzes, in dem sich größtes Leid mit endgültiger Erlösung verbindet, steht also eine negative Bedeutung neben einer positiven. Und Gelassenheit wiederum ist genau jener Zustand des Annehmens, der mit "sein Kreuz tragen" gemeint scheint. Also ist am Ende das grollende Aufgeben vielleicht ein notwendiger Schritt um zu jener Gelassenheit zu finden?

  • juan de la cruz,
    öl auf Leinwand, 70 x 100, 2005

    Johannes vom Kreuz (1542 - 1591) gehört zu den bedeutendsten Mystikern des Christentums. Sein berühmtes Werk "Die Dunkle Nacht" beschreibt die Finsternis, die die Seele zu durchschreiten hat, bevor sie zum überlichten Licht der Erkenntnis Gottes gelangt. Es ist Ausdruck tiefster Verzweiflung und Ratlosigkeit, des Durchlebens einer individuellen Hölle, auf die jedoch eine Art - wenn man es so nennen kann - Erlösung folgt.

    Zugleich steht er für jenen erfahrungsgemäßen Zugang zum Glauben, der den heutigen etablierten Kirchen abhanden gekommen scheint. Man könnte auch wieder das abgenutzte Zitat von Karl Rahner anführen: "Der Fromme, der Christ der Zukunft wird ein Mystiker sein, einer, der etwas erfahren hat, oder er wird nicht sein"

  • verkündigung,
    Acryl auf Leinwand, 70 x 100, 2008

    "Und tragen wir allhier in dieser Welt einen zweifachen Menschen in einer Person: als ein jungfräulich Bild, geboren aus der Menschwerdung Christi, und ein irdisch Bild, männlich oder weiblich, im Tode und im Zorne Gottes beschlossen. Das irdische muß das Kreuz tragen, sich im Zorn quälen, verfolgen und schmähen lassen, wird auch endlich dem Tode gegeben, alsdann verschlingets der Zorn im qualitätischen Feuer Gottes.

    Und so alsdann das Wort des Lebens, welches in Maria Mensch ward, mit in dem irdischen Bild ist, so stehet Christus, der das Wort des Lebens brachte, aus Gott, aus dem Tode auf und führet die Essenz des qualitätischen Feuers, verstehe: die menschliche Essenz, aus dem Tode aus, denn er ist aus dem Tode auferstanden und lebet in Gott. Und sein Leben ist unser Leben worden, und sein Tod unser Tod. Wir werden in seinem Tode begraben, grünen aber in seiner Auferstehung und Überwindung in einem Leben aus." (Jakob Böhme - Von der Menschwerdung Jesu Christi)

  • selbstportrait als todesvogel im absturz,
    Öl & Acryl auf Leinwand, 70 x 100, 2008

    Die Schnabelmaske trugen die Pestärzte, um sich vor Ansteckung zu schützen. Betrachtet man die alten Illustrationen wirken sie tatsächlich wie seltsame, finstere Vögel, Botschafter des Todes, den sie doch meist nicht verhindern konnten. Krankheit geht Hand in Hand mit Vergänglichkeit, mit der Tatsache, dass wir, so wie wir sind, irgendwann nicht mehr sein werden und dass der Weg dorthin kein plötzlicher Schritt sein muss, sondern ebenso gut ein langsames Verblassen unserer "Lebenskraft" sein mag, ein stetes Fallen, sich Zersetzen, bis am Ende nicht mehr genügend Kraft vorhanden ist, um einen Schritt weiter zu gehen.

    Ikarus ist das Symbol für den Menschen, der sich aus eigener Kraft dem Himmel nähern wollte, ebenso wie der Turmbau zu Babel. In beiden Fällen folgt die Katastrophe, der Absturz. Als wäre Krankheit die Strafe für unsere Überheblichkeit. Und ist das Leben in dieser Welt, jenseits der Pforten des Paradieses, nicht genau das: Strafe für den Versuch, Gott zu nahe zu kommen.

  • mönch,
    öl auf Leinwand, 90 x 90, 2005

    Vielleicht ist es so: wer sich für ein solches Leben entscheidet, konfrontiert sich viel radikaler und viel dauerhafter mit sich selbst, als es einem Menschen innerhalb des üblichen Alltagslebens unserer Gesellschaft je möglich wäre - ob er das nun will oder nicht.

    Wieder fatalistisch und etwas platt: Wenn der Tod die einzige Gewissheit ist, dann ist das einzig sinnvolle Leben jenes, das sich auf ihn vorbereitet. Noch einmal: Auch abgesehen von allen religiösen Fragen scheint das mönchisch-kontemplative Leben eher zur Auseinandersetzung mit sich selbst zu führen, während das gesellschaftliche Leben eher dazu neigt, Ablenkung von diesen Fragen zu fördern.

  • Erleuchtung wo? (Selbstbild),
    Acryl auf Leinwand, 60 x 80, 2011

    Wikipedia: "Erleuchtung bezeichnet nach der am weitesten verbreiteten Auffassung eine religiösspirituelle Erfahrung, bei der das Alltagsbewusstsein eines Menschen überschritten wird und eine besondere dauerhafte Einsicht in eine, wie auch immer geartete gesamtheitliche Wirklichkeit erlangt wird."

    Das ursprüngliche Bild ist ein Foto meines Spiegelbildes mit einer Handycamera. Es ist durchaus ein klein wenig ironisch gemeint, wenn auch nicht nur. Ich habe großen Respekt für jeden, der sich ernsthaft mit seinen eigenen Fragen nach "Sinn und Ziel" auseinandersetzt. Aber die Beschäftigung mit religiösen oder spirituellen Dingen dient oft genug - und zwar unmerklich - dazu, sich nicht mit der eigenen Wirklichkeit auseinandersetzen zu müssen, sich vielmehr an selige Ideen und Ideale zu klammern.

    Und ein solches ist in vielen Fällen das, was "Erleuchtung" genannt wird. Egal ob solche Erfahrungen, von denen wikipedia schreibt, möglich oder real sind: für die meisten, sie sich damit beschäftigen, sind sie so viel Wert, wie der gespiegelte Blitz einer Handycamera.

  • alter mann,
    Acryl auf Leinwand, 60 x 80, 2012

    U.G. Krishnamurti ist ein vor wenigen Jahren verstorbener, leidlich bekannter indischer "Guru". Wenn man will kann man heute in unserer Gesellschaft eine zunehmende Orientierungslosigkeit beobachten, die ein neues Interesse am Religiösen unterfüttert.

    Allerdings treibt dieser Zustand die Menschen nicht zurück in die Arme der etablierten Kirchen, als würden sie sagen: ihr habt uns bis jetzt keine Antworten gegeben, warum also sollten noch welche kommen? Nein, man orientiert sich an exotischen Orten, denn da, im noch Unbekannten, könnte ja die Erlösung versteckt sein.

    Auf dieser Welle reiten zahlreiche Seelenführer, manche sicher seriös und nur das Beste wollend, andere aus weniger edlen Motiven. Die Idee, sich völlig der Führung eines anderen zu unterwerfen hat zahlreiche Vorteile, deren oberster sicher die gewonnene Sicherheit ist, die Gewissheit, die Schutzwand gegen den Zweifel. All das sind gefährliche Spiele. Am Ende ist auch dieser Guru nur ein alter Mann.

  • junge frau mit einjährigem,
    Acryl auf Leinwand, 70 x 100, 2011

    Kathrin, die Freundin einer guten Freundin mit Lucia, der Tochter jener Freundin.

  • papa (unfehlbar) l,
    Acryl auf Leinwand, 60 x 80, 2011

    Papst und Papstum in der Spannung zwischen Institution und Person. Jeder Papst ist ein Mensch. Jeder Papst vertritt seine Glaubenswahrheit. Wie glaubt man an Wahrheit? Wie glaubt man überhaupt?

    Fünf Päpste, auch historisch von Bedeutung: Sie sind die Päpste des II. Vaticanums und sollten für eine der einschneidensten (in ihrer Idee) Veränderungen der Kirchengeschichte stehen. Wie beeinflusst bis heute jeden von uns - aller scheinbaren modernen Säkularität zum Trotz - unbewusst die Prägung unserer Kultur durch die Kirche, das Christentum?

    Ein Mensch erfüllt also ein Amt, das zugleich als "der Papst" ein mächtiges, mit unendlicher Bedeutungsvielfalt aufgeladenes Symbol ist. Eine enorme Spannung, also...

  • papa (unfehlbar) ll,
    Acryl auf Leinwand, 60 x 80, 2011

    Papst und Papstum in der Spannung zwischen Institution und Person. Jeder Papst ist ein Mensch. Jeder Papst vertritt seine Glaubenswahrheit. Wie glaubt man an Wahrheit? Wie glaubt man überhaupt?

    Fünf Päpste, auch historisch von Bedeutung: Sie sind die Päpste des II. Vaticanums und sollten für eine der einschneidensten (in ihrer Idee) Veränderungen der Kirchengeschichte stehen. Wie beeinflusst bis heute jeden von uns - aller scheinbaren modernen Säkularität zum Trotz - unbewusst die Prägung unserer Kultur durch die Kirche, das Christentum?

    Ein Mensch erfüllt also ein Amt, das zugleich als "der Papst" ein mächtiges, mit unendlicher Bedeutungsvielfalt aufgeladenes Symbol ist. Eine enorme Spannung, also...

  • papa (unfehlbar) lll,
    Acryl auf Leinwand, 60 x 80, 2011

    Papst und Papstum in der Spannung zwischen Institution und Person. Jeder Papst ist ein Mensch. Jeder Papst vertritt seine Glaubenswahrheit. Wie glaubt man an Wahrheit? Wie glaubt man überhaupt?

    Fünf Päpste, auch historisch von Bedeutung: Sie sind die Päpste des II. Vaticanums und sollten für eine der einschneidensten (in ihrer Idee) Veränderungen der Kirchengeschichte stehen. Wie beeinflusst bis heute jeden von uns - aller scheinbaren modernen Säkularität zum Trotz - unbewusst die Prägung unserer Kultur durch die Kirche, das Christentum?

    Ein Mensch erfüllt also ein Amt, das zugleich als "der Papst" ein mächtiges, mit unendlicher Bedeutungsvielfalt aufgeladenes Symbol ist. Eine enorme Spannung, also...

  • papa (unfehlbar) lV,
    Acryl auf Leinwand, 60 x 80, 2011

    Papst und Papstum in der Spannung zwischen Institution und Person. Jeder Papst ist ein Mensch. Jeder Papst vertritt seine Glaubenswahrheit. Wie glaubt man an Wahrheit? Wie glaubt man überhaupt?

    Fünf Päpste, auch historisch von Bedeutung: Sie sind die Päpste des II. Vaticanums und sollten für eine der einschneidensten (in ihrer Idee) Veränderungen der Kirchengeschichte stehen. Wie beeinflusst bis heute jeden von uns - aller scheinbaren modernen Säkularität zum Trotz - unbewusst die Prägung unserer Kultur durch die Kirche, das Christentum?

    Ein Mensch erfüllt also ein Amt, das zugleich als "der Papst" ein mächtiges, mit unendlicher Bedeutungsvielfalt aufgeladenes Symbol ist. Eine enorme Spannung, also...

  • papa (unfehlbar) V,
    Acryl auf Leinwand, 60 x 80, 2011

    Papst und Papstum in der Spannung zwischen Institution und Person. Jeder Papst ist ein Mensch. Jeder Papst vertritt seine Glaubenswahrheit. Wie glaubt man an Wahrheit? Wie glaubt man überhaupt?

    Fünf Päpste, auch historisch von Bedeutung: Sie sind die Päpste des II. Vaticanums und sollten für eine der einschneidensten (in ihrer Idee) Veränderungen der Kirchengeschichte stehen. Wie beeinflusst bis heute jeden von uns - aller scheinbaren modernen Säkularität zum Trotz - unbewusst die Prägung unserer Kultur durch die Kirche, das Christentum?

    Ein Mensch erfüllt also ein Amt, das zugleich als "der Papst" ein mächtiges, mit unendlicher Bedeutungsvielfalt aufgeladenes Symbol ist. Eine enorme Spannung, also...

  • petrus,
    Acryl auf Papier, 50 x 64, 2006

  • gebet l,
    Acryl auf Papier, 50 x 64, 2006

    Die christlich - mönchische Tradition kennt den Dreischritt lectio - meditatio - contemplatio, das Lesen eines Schriftwortes, die intellektuelle Auseinandersetzung (das intelektuelle "Durchkauen") desselben, das in einen Zustand der die gedankliche Tätigkeit transzendierenden Beschauung münden kann. Dass dem letzten Aspekt die höchste Bedeutung beigemessen wurde, gilt nicht überall, allerdings findet sich durchaus eine solche Hierarchiesierung:

    "Das edelste Gebet ist, wenn der Beter sich
    In das, vor dem er kniet, verwandelt inniglich."
    (Johannes Scheffler aka. Angelus Silesius)

    Damit gelangt man gewissermaßen zum Kern christlicher Mystik, jenem Punkt, an dem viele Esoteriker in weiten Gewändern und mit Räucherstäbchenduft im Haar die eigentliche Einheit aller Religion proklamieren. Wer weiß, vielleicht haben sie Recht.

  • das streben des menschen,
    Acryl auf Leinwand, ca. 270 x 290, 2007

    Das Erklärende kann nicht mit dem Erklärten zusammenfallen, so wie ein Auge sich niemals selbst sehen kann. Zumindest nicht im Rahmen der normalen menschlichen Erkenntnisfähigkeit, wie sie Adam und Eva seinerzeit gewannen. Sobald es zu erklären anfängt ist es etwas anderes, als das, was es erklärt.

    Und weil dieser "Gewinn" an Erkenntnisfähigkeit oder eben -mangel zu manchem Leid führen sollte, sprach der Herr: "So ist verflucht der Ackerboden deinetwegen. / Unter Mühsal wirst du von ihm essen / alle Tage deines Lebens. Dornen und Disteln lässt er dir wachsen / und die Pflanzen des Feldes musst du essen. Im Schweiße deines Angesichts / sollst du dein Brot essen, / bis du zurückkehrst zum Ackerboden; / von ihm bist du ja genommen. / Denn Staub bist du, zum Staub musst du zurück." (Gen 3,17-19)

    Seit Adam und Eva also erkannten, dass sie nackt waren, ging uns auch ein Gutteil unseres ungezwungenen und natürlichen Verhältnisses zu unserem Körper verloren. Das alles ist eigentlich das, was man Erbsünde nennt.

    Milan Kundera in "Unerträgliche Leichtigkeit des Seins": "Sie saß auf dem Klosett, und der Wunsch, ihre Eingeweide zu entleeren, der sie plötzlich befallen hatte, war der Wunsch, bis ans Ende der Erniedrigung zu gehen, so stark wie möglich, so vollkommen wie möglich nur noch Körper zu sein, dieser Körper, von dem die Mutter immer gesagt hatte, er sei nur zur Verdauung und zur Ausscheidung da. Teresa entleerte ihre Eingeweide mit einem Gefühl grenzenloser Trauer und Einsamkeit. Es gab nichts Elenderes als ihren nackten Körper, der auf diesem erweiterten Ende eines Abwasserrohrs saß."

  • la grande chartreuse,
    Acryl auf Leinwand, 100 x 120, 2008

    Das Mutterkloster des Kartäuserordens, nördlich von Grenoble. 1084 durch Bruno von Köln und sechs weitere Mönche begründet, ist es die Keimzelle einer neuen Ordensgemeinschaft, die bis zum heutigen Tag als eine der strengsten der katholischen Kirche gilt und in ihrem Tagesablauf und ihren Ritualen noch sehr nahe an den Tagen ihrer Gründer ist. Der Wahlspruch des Ordens trifft es auf den Punkt: Das Kreuz steht, während der Weltkreis sich dreht (Stat crux dum volvitur orbis). Neben den Zisterziensern der strengen Observanz ("Trappisten") sind die Kartäuser der einzige katholische Orden, der bis zum heutigen Tag dem Ideal des rein kontemplativen Lebens folgt.

    Ihr Dienst an der Welt besteht nicht in Seelsorge oder Krankenpflege etc. - er besteht in ihrem Gebet. In ihren Statuten findet sich der Satz: " Unser Bemühen und unsere Berufung bestehen vornehmlich darin, im Schweigen und in der Einsamkeit Gott zu finden." So besteht in diesen Orden, abgesehen von den seltenen Zeiten der Rekreation, Schweigen. "Betet ohne Unterlass", wie Paulus an die Thessaloniker schrieb. Abgeschieden von der Welt geht es um die Vereinigung mit Gott: "Zum Lob der Herrlichkeit Gottes hat Christus, das Wort des Vaters, durch den Heiligen Geist von Anfang an Menschen auserwählt, um sie in die Einsamkeit zu führen und in inniger Liebe mit sich zu vereinigen."

    Ein aus der Zeit gefallener, radikal anderer Lebensentwürf, dem diese Mönche folgen. Egal, wie man ein solches Leben beurteilt, es ist mit Sicherheit - auch, wenn sich der Orden wohl gegen eine solche Aussage wehren würde - eine der radikalsten Formen von Aussteigertum.

  • child soldier,
    Acryl auf Papier, 50 x 64, 2006

    Derzeit gibt es, Schätzungen der UNO zufolge, etwa 250.000 Kindersoldaten. Es scheint mir sehr wenige Rechtfertigungen für kriegerische Handlungen an sich zu geben. Dafür, Kinder zum Kämpfen zu bringen, gibt es keine. Mehr gibt es nicht zu sagen.

  • kleines kind mit panzer,
    Acryl auf Papier, 50 x 64, 2006